Ratgeber zum Thema RTSP-Stream

In diesem Ratgeber erfahren Sie alles rund um das Thema RTSP-Stream und den Zusammenhang zur Videoüberwachungstechnik.

Was ist ein RTSP-Stream?

Das RTSP-Protokoll steht für Real Time Streaming Protocol (dt. Echtzeit-Streaming-Protokoll) und dient der Übertragung von Audio- und Videodaten in einem IP-Netzwerk. IP-Überwachungskameras verfügen häufig über einen oder mehrere RTSP-Streams mit verschiedener Auflösung, um das Bildsignal abseits der Herstellersoftware auf verschiedenen Endgeräten, wie zum Beispiel einer Türsprechstelle sichtbar zu machen.

Wofür brauche ich einen RTSP-Stream?

Mithilfe des RTSP-Stream können Überwachungskameras von verschiedenen Herstellern einheitlich angesteuert werden. Durch den einheitlichen Standard des Protokolls können gezielt verschiedene Streams von den Überwachungskameras abgerufen werden. Dies ermöglicht den herstellerunabhängigen Betrieb von Überwachungskameras in einem Videosystem. Darüber hinaus kann ein Video Management System den RTSP-Stream der Kamera abrufen und verarbeiten ohne dabei auf die Software des Kameraherstellers angewiesen zu sein. Anders als beim einheitlichen Standard ONVIF kann der RTSP-Stream nur Bild und Audio übertragen. Steuerungssignale oder Übertragung von Metadaten für Videoanalyseereignisse können über das RTSP-Protokoll nicht übertragen werden.

Praxisbeispiel: In manchen Anwendungsbereichen wird ein weiterer Kamera-Stream von einer Überwachungskamera benötigt. Der Videoserver speichert den regulären Video-Stream während der RTSP-Stream zum Beispiel zusätzlich von einer Türsprechstelle abgerufen wird. Sobald eine Person vor der Tür steht wird der RTSP-Stream abgerufen und auf dem Monitor der Türsprechstelle dargestellt. Dank des RTSP-Streams ist es möglich das Bildsignal von einer Überwachungskamera aus einem geschlossenem Videosystem an ein weiteres System zu übertragen.

Wie funktioniert ein RTSP-Stream?

Da mit dem RTSP-Stream Video- und Audiodaten übertragen werden, handelt es sich folglich um ein Protokoll aus der Anwendungsebene gem. OSI-Schichtenmodell. Die Anwendungsebene umfasst ebenfalls die Protokolle HTTP oder SMTP. Der RTSP-Server (In diesem Fall die Überwachungskamera) liefert den Datenstrom an den RTSP-Client (Zum Beispiel ein Computer). Der Client muss zunächst den RTSP-Stream beim Server abfragen. Für diese Abfrage wird ein individueller umgangssprachlich „Stream-Name“ und fachlich korrekt Uniform Resource Identifier (URI) benötigt. Ein URI beschreibt eine kompakte Abfolge von Zeichen für die Adressierung von Ressourcen. Für das bessere Verständnis ist in diesem Zusammenhang der Begriff URL zu nennen. URL steht für Uniform Resource Locater und ist allgemein gefasst ein Link, welcher auf eine bestimmte Website verweist. Der Unterschied zwischen URI und URL begründet sich über die jeweilige Eigenschaft der abgerufenen Ressource. Ein URI-Link verweist direkt auf eine Ressource. Ein URL-Link verweist auf den Ort der Ressource. Nachfolgend ein anschauliches Beispiel von unserer Website:

URI: https://www.videoprojects-ass.de/uploads/Bewegungserkennung-bei-Regen-mit-Person.jpg

URL: https://www.videoprojects-ass.de/ratgeber/

Für den RTSP-Stream wird demnach immer ein URI-Link benötigt, welcher sich aus folgenden Bestandteilen zusammensetzt:

rtsp://Benutzername:Passwort@IP der Kamera:Port/Hersteller-Endung

rtsp:// = Vorgegebener Parameter für das RTSP-Protokoll

Benutzername = Benutzername der Kamera

Passwort = Passwort der Kamera

IP der Kamera = IP-Adresse der Überwachungskamera

Port = Port für den RTSP-Stream

Hersteller-Endung = Vorgegebene Endung seitens des Herstellers

Als Beispiel zeigen wir einen RTSP-Stream-URI, wie dieser in der Praxis vorkommen würde:

rtsp://admin:admin@192.168.178.79:554/defaultPrimaryStreamType

Die Endung des RTSP-Stream-URI ist je nach Kamerahersteller unterschiedlich. Für die genaue Kennung ist der Blick in die Bedienungsanleitung der Überwachungskamera notwendig. Ebenfalls kann es vorkommen, dass der RTSP-Stream in der Benutzeroberfläche der Kamera aktiviert werden muss. Nach der Aktivierung wird dann der gültige RTSP-Stream in der Benutzeroberfläche angezeigt. Einige Überwachungskameras verfügen über mehrere RTSP-Streams, welche zeitgleich angesteuert werden können. Meistens unterscheiden sich diese Streams in der jeweiligen Bildauflösung.

Wie kann ich den RTSP-Stream sichtbar machen?

Sofern ein Gerät den RTSP-Stream einer Überwachungskamera abgreifen soll, ist es zwingend notwendig, das dieses Gerät überhaupt den RTSP-Stream verarbeiten kann. Prüfen Sie daher vorab, ob das gewünschte Gerät einen RTSP-Stream verarbeiten kann. Die technischen Daten des Geräts beinhalten eine Liste mit Protokollen, welche verarbeitet werden können. Falls das Gerät den RTSP-Stream verarbeiten kann, muss dieser in den Einstellungen korrekt eingetragen werden. Häufiger Anwendungsfall ist hierbei eine Türsprechstelle, welche nach dem Klingeln den RTSP-Stream auf einen kleinen Monitor streamt. Darüber hinaus kann der RTSP-Stream auch für den Einsatz eines Video Management Systems von einem Drittanbieter genutzt werden.

Für die Live-Darstellung des RTSP-Streams kann der VLC Media Player genutzt werden. Dazu muss im Menü des Players folgende Funktion angewählt werden: Medien -> Netzwerkstream öffnen -> RTSP-Stream in das freie Feld einfügen -> Auf Wiedergabe klicken.

Das Bild zeigt den VLC Media Player für die Darstellung des RTSP-Stream

Wieso verfügen IP Kameras über einen RTSP-Stream?

Mithilfe des RTSP-Streams ist es möglich das Bildsignal der Überwachungskamera abseits der herstellereigenen Software sichtbar zu machen. Es ist möglich Überwachungskameras von verschiedenen Herstellern durch das RTSP-Protokoll einheitlich anzusteuern. Ein unabhängiges Video Management System kann zudem verschiedene Kameratypen mittels RTSP-Protokoll verarbeiten.

Wie viele Streams hat eine IP-Kamera?

Professionelle Überwachungskameras verfügen über mindestens einen RTSP-Stream. Oft können weitere Streams abgerufen werden. Die verschiedenen Streams ermöglichen den Abruf des Bildsignales in unterschiedlichen Bildauflösungen. Nachfolgend zeigen wir mögliche RTSP-Streams einer 4K Überwachungskamera:

Primary Stream UHD 4K 3.840 x 2.160 Pixel

Secondary Stream Full HD 1.920 x 1.080 Pixel

Tertiary Stream VGA 640 x 480 Pixel

Es können nicht unbegrenzt viele Streams von einer Überwachungskamera abgerufen werden, da jeder Stream Rechenleistung kostet und dadurch die Performance der Kamera sinken würde.

Alternative zu RTSP-Stream

Eine Alternative zum RTSP-Stream bietet der einheitliche Standard ONVIF. Das ONVIF-Protokoll erlaubt neben der Übertragung von Bild und Ton auch weitere Funktionen zur Steuerung der Überwachungskamera wie zum Beispiel Zoomen, Schwenken, Neigen oder Übertragung von Metadaten für Videoanalyseereignisse. Lesen Sie dazu unseren Ratgeber zum Thema ONVIF.

Wie kommuniziert die Überwachungskamera mit dem Aufzeichnungsgerät?

Für die Standardkommunikation von Überwachungskamera zum Video Management System verwenden die Hersteller eigene Protokolle. RTSP-Stream oder ONVIF-Protokoll wird immer dann benötigt, wenn eine Überwachungskamera nicht mit dem Herstellereigenen Video Management System betrieben werden soll. Der einheitliche Standard ermöglicht die Steuerung und den Betrieb von herstellerunabhängigen Geräten in einem Videosystem. Viele Funktionen, wie zum Beispiel Bildeinstellung oder Konfiguration von Videoanalyseereignissen können nicht über den einheitlichen Standard konfiguriert werden. Dafür ist die herstellereigene Software und Kommunikation mit der Überwachungskamera notwendig.

RTSP-Stream = Sicherheitsrisiko?

Der RTSP-Stream ist über die Angabe von Benutzernamen und Kennwort geschützt. Ohne diese Daten kann der RTSP-Stream nicht abgerufen werden. Es empfiehlt sich die Standardpasswörter der Überwachungskameras in ein eigenes Passwort umzuformen, da sonst die Gefahr besteht, dass ein unerwünschter Gast den Standard RTSP-Stream der Kamera abgreifen kann.

Vorteile RTSP-Stream

Einheitlicher Standard für die Kommunikation mit der Überwachungskamera

Ermöglicht den Einsatz von herstellerunabhängiger Software

Video Management Software kann herstellerunabhängige Überwachungskameras verarbeiten

Mehrere Streams stehen zur Verfügung

Ermöglicht die Nutzung des Bildsignal auf verschiedenen Endgeräten

Nachteile RTSP-Stream

RTSP-Stream muss konfiguriert bzw. aktiviert werden

Umgang mit RTSP-Stream erfordert gewisse Fachkenntnisse

RTSP-Stream ermöglicht keine Bild- oder Kameraeinstellungen

Bildauflösung ist beim RTSP-Stream oft vom Hersteller vorgegeben

Zusammenfassung RTSP-Stream

Ein RTSP-Stream ist ein Protokoll für die Übertragung von Audio- und Videodaten in einem IP-Netzwerk. Überwachungskameras haben oft RTSP-Streams mit verschiedenen Auflösungen, um das Bildsignal auf verschiedenen Endgeräten anzuzeigen. Das RTSP-Protokoll ermöglicht den herstellerunabhängigen Betrieb von Überwachungskameras in einem Videosystem und die Verarbeitung des RTSP-Streams durch ein Video-Management-System. Ein RTSP-Stream ist ein URI-Link, der sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammensetzt. Der Client muss den RTSP-Stream beim Server abfragen, um die Daten zu erhalten. Einige Überwachungskameras haben mehrere RTSP-Streams, die sich in der jeweiligen Bildauflösung unterscheiden können. Der RTSP-Stream kann von verschiedenen Geräten genutzt werden, um das Bildsignal anzuzeigen.

24. Mai 2022

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